Sonntag, 23. Juni 2013
Ein lebenswertes Leben 4
Wie sagt man so schön, nun geht es ans Eingemachte. Wenn es nicht mehr ohne Schmerzmittel geht. Wenn vielleicht Opiate notwendig werden, wenn der Körper seinen Dienst versagt und der Geist im Medikamenten Nebel verloren geht.

Wie schon gesagt, leider bin ich nicht mehr völlig Schmerzfrei und mir kommt immer öfter der Gedanke, der Wunsch, es lieber schon hinter mir zu haben, statt es noch vor mir zu haben. Wenn dann Schmerzmittel nötig werden, ist es vorbei mit dem Rest dessen was ich unter Lebensqualität verstehe. Wenn ich nicht mehr Auto fahren kann, darf, so ist die Freiheit vorbei.

Kein Einkaufen mehr, keine Fahrt zum Arzt, in die Apotheke, nicht mehr zum Friseur fahren können, einfach nichts mehr. Für alles braucht man jemanden der alles erledigt. Das ist keine Freiheit mehr, es ist kein selbstbestimmtes Leben mehr.

Ja, es gibt Millionen Menschen denen es schlechter geht, aber wie dem auch sei, das ist nicht mehr mein Leben, ein immer aktives Leben, ein Leben das sich für mich noch lohnt gelebt zu werden.

Zumal man das was da noch kommt, stets vor Augen hat. Der Gedanke in einem Pflegebett zu enden hat schon was Unerträgliches. Es wäre leichter diesem Elend entgegen zu sehen, wenn man im Hinterkopf die Möglichkeit hätte, selbst und wenn man es selbst nicht mehr kann, Hilfe für ein menschlichen Ende zu bekommen.

Ja ich bin mir durchaus der Gefahren einer solchen Möglichkeit bewußt. Aber nur weil etwas auch missbrauchen kann, sollte man ein würdiges Sterben nicht grundsätzlich verhindern.

Ich muß mit dem was möglich ist zurechtkommen, da helfen keine Wünsche und Überlegungen was wünschenswert wäre. Habe für mich beschlossen, wenn der Rest des Lebens für mich nicht mehr ausreichend lebenswert erscheint, werde ich keine medizinische Maßnahme außer einer Schmerzmedikation zulassen. Allerdings fürchte ich, das wird gar nicht so einfach sein. Wenn es in den eigenen 4 Wänden nicht mehr geht und man ins Krankenhaus kommt, so wird da kaum Verständnis für meine Wünsche gegeben sein. Ob in einem Hospiz gerade wenn ich es brauchen würde ein Platz wäre, ich kann es nur hoffen. Nur da kann man sicher sein, keine sinnlose Behandlung aufgezwungen zu bekommen.

Über allem schwebt die Angst, die Horrorvision im Bett liegend keiner Gegenwehr mehr fähig, mit allen möglichen das Leben verlängernden Maßnahmen gequält zu werden. In so einer Situation könnte ich mir sogar den Glauben an übersinnliches vorstellen, nur um die, die mir das antun verfluchen zu können. Mit solchen Gedanken spielen, naja es würde sowieso nicht funktionieren. Ja, zugegeben, bei diesem Thema verliere ich jede Zurückhaltung. Da bestimmt nur noch hilflose Angst und Wut das Denken. Angst vor dieser Art zu sterben und Wut nicht wirklich was dagegen tun zu können. In diesem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe, könnte ich noch was dagegen tun. Aber noch geht es mir dafür zu gut und es sind auch die zuvor schon erwähnten Verpflichtungen, die zu erfüllen mich davon abhalten.

Aber so weit wird es, so hoffe ich nicht kommen und habe die Hoffnung, der Übergang von Leben zum Tode möge möglichst kurz und human sein. Ja, ich wünschte mir einen Herzinfarkt. Tod, von jetzt auf gleich, das wäre schön.

Wie es nun weiter geht, wir werden sehen. Die Entwicklung der letzten Wochen läßt nichts Gutes vermuten. So lange es mir möglich ist werde ich weiter berichten. Und naja, vielleicht findet meine Homöopathin ja nochmal was, daß das diese letzte Zeit nochmal einige Wochen oder Monate hinausschiebt und mir noch eine Zeitlang meine Lebensqualität erhält.

Die Hoffnung stirbt zuläßt, ja sicher. Aber ich will keine Hoffnung um jeden Preis. Nicht zum Preis der Qualität meines Lebens.

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