Donnerstag, 6. Juni 2013
BSDK und meine Psyche 1
Teil 1
Das ist ein sehr vielschichtiges Thema. Die psychische Situation ändert sich immer wieder. Da ist die Situation nach der Diagnose, das auf und ab während einer Therapie oder auch die bei mir vielleicht besonders dramatische Situation während der zwei Infusionen Chemo Therapie. Da sind die Tage vor einer Untersuchung, die Hoffnung auf ein gutes Ergebnis, aber auch immer wieder die Enttäuschung wenn dann wieder eine Hoffnung dahin ist. Diese Seelenachterbahn zermürbt die Nerven. Man kann nichts mehr planen und über eine Zukunft nachzudenken verbietet die Realität. Man lebt von Tag zu Tag und wartet auf jede Veränderung, wissend das eben nichts mehr wirklich besser werden kann.

Ich versuche mal meine Gefühle in den jeweiligen Situationen zu sortieren und nieder zu schreiben. Jeder Mensch reagiert anders und empfindet anders. Da spielen sicher auch das Alter, der Allgemeinzustand, aber auch möglicherweise unerledigte Dinge des Lebens eine wichtige Rolle. Die Kinder, der Partner für die man immer da war und die nun auf einmal gefordert sind, zu helfen. Auch die ethische oder religiöse Einstellung zum Leben und zum Tod spielt sicher eine große Rolle.

Das hatte ich ja auch schon in einem früheren Beitrag geschrieben, mich hat der Krebs in den Urlaubsvorbereitungen ereilt. Sicher hatte diese Krankheit mich schon lange im Griff, aber davon hatte ich ja noch nichts bemerkt.

Ins Krankenhaus bin ich mit der Gewissheit, gesund wieder nach Hause zu gehen. Naja, da hatte ich mich ja auch noch nicht ausreichend mit dieser Krankheit beschäftigt. Sicher dieser und jener Prominente ist an BSDK gestorben, davon hatte ich sicher gelesen, aber das so was auch mich treffen könnte, das war so weit weg wie der Mond.

Zum einen hatte ich einen guten Allgemeinzustand und zum anderen eine kern gesunde Psyche. Und so habe ich die Whipple OP überstanden, als hätte man mir nur einen großen Pickel am Bauch weg gemacht. OK, ein bisschen mehr war das schon. Gegen 11 Uhr bin ich in den OP geschoben worden und in der Nacht um 2 war ich im Aufwachraum Glocken hell wach und habe herumgemeckert, wann ich denn nun endlich auf mein Zimmer käme und Durst hätte ich auch und dieser Raum mit all dem Gepiepe um mich herum sei ja furchtbar nervig. Erst als man mir erzählt hatte mein Zimmer sei noch mit einem Notfall belegt, habe ich mich mit der Situation abgefunden.

Am 2. Post OP Tag bin ich aufgestanden und zum WC gegangen. Am 3. Tag hatte ich schon einen gesunden Appetit. Am 8. post OP Tag dann mit dem eigenen Auto selbst 2 Stunden nach Hause gefahren. So nun bin ich Gesund und das Leben geht weiter wie gewohnt.

Dachte ich...

Ja, die pathologische Untersuchung hatte ergebe, der Tumor ist bösartig und das OP Ergebnis ist nur R1 (Fein Strukturen des Tumors konnten nicht entfernt werden), aber naja, was soll das, es wird schon werden. Erst der Onkologe den ich zur Nachsorge aufgesucht hatte, hat dann Klartext gesprochen und gesagt was Sache ist und das eine Chemo zumindest eine Chance auf eine Lebensverlängerung bringen würde. Gut, alles bis hier her war doch kaum mehr wie ein Spaziergang, da werde ich die Chemo doch auch noch packen.

Dachte ich…

Nur da hatte ich gründlich daneben gedacht. 8 Tage unter Chemo hatten alle meine Energie, alle Hoffnung und Zuversicht zerstört. Ich hatte keine bisschen Lebensmut mehr. Der 9. 10. Tag, ich hatte nur noch den Wunsch zu sterben, den Wunsch diese Qual möchte ein Ende haben. War zeitweise Bewußtlos und meine Seele am Ende. Ich weiß es nicht, aber mir erschien es so, zu schwach zu sein um überhaupt noch was zu empfinde, nicht mal mehr Schmerzen. Am 12. Tag eine ganz leichte Besserung, so das ich wieder etwas Denken konnte. Das Ergebnis dieses Nachdenken war, so kann es nicht weiter gehen, wenn das so weiter geht mache ich selbst Schluß.

Am Tag 14 ein langes Gespräch mit dem Onkologen. Ergebnis ich mache gar keine Behandlung mehr. Keine Chemo, keine andere Chemo, keine Bestrahlung , nichts mehr. Dann geht es so lange wie es eben geht. Ich mache es wie der Hund es auch macht, wenn es so weit ist verziehe ich mich in eine Ecke und lasse der Natur ihren Lauf, denn sterben müssen wir alle, irgendwann, warum dann nicht jetzt.

Fortsetzung folgt

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