Dienstag, 28. Mai 2013
..und plötzlich ist alles anders
Man lebt munter vor sich hin, macht Pläne, der nächste Urlaub, die Renovierung des Hauses und und und. Und plötzlich wie aus heiterem Himmel, da zwickt es irgendwo. Naja, so schlimm wird das ja nicht sein, aber sage ich es vielleicht doch besser mal dem Doktor. Ja, da ist wohl was, was einer weiteren Klärung bedarf. Eher widerwillig zum Facharzt, denn so viel Aufwand für eigentlich nichts? Und dann plötzlich, völlig unerwartet die Verdachtsdiagnose. Krebs, BSDK. Nein das kann, das darf nicht sein. Aber es ist so. Und plötzlich ist wirklich alles anders. Alle Pläne, Haus, Urlaub, alles steht in Frage. Krebs gleich Zukunftsangst, die Familie, die soziale Sicherheit, alles beginnt in diesem Augenblick zu wanken. Der Boden unter den Füßen versinkt im Nichts.

Wir alle wissen es, wie werden geboren um eine gewisse Zeit zu leben und dann zu sterben. Das ist der Lauf aller Dinge und allen Lebens. Aber wenn es nun uns ganz persönlich trifft, dann wollen wir es nicht glauben, von dieser Wahrheit nichts mehr wissen. Es kommt eine große Angst auf. Was wird aus dem Partner, aus den Kindern, man steht schließlich da in einer Verantwortung. Aber wo es um den Tod geht endet jede Verantwortung. Und die Angst vor dem Tod, oder ist es die Angst vor dem Sterben? Wie könnte man Angst haben, vor dem einzig sicheren und unausweichlichem im Leben. Sterben aber ist so vielfältig wie das Leben. Und was ist Leben, nicht tot sein? Oder ist Leben viel mehr? Ist es nicht vielleicht gerade die moderne Medizin die uns vor einem vorzeitigen Tod bewahrt, uns aber dennoch nicht das Leben geben kann? Sicher, jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen vom Leben, hat seine eigen Ansprüche an das Leben. Sollte man vielleicht doch das unausweichliche einfach geschehen lassen, so wie es die Natur bestimmt hat? Oder hat eine lange Leidenszeit irgendeinen höheren Sinn? Könnte es eine Zeit zum Abschied nehmen sein? Eine Woche, einen Monat, ein Jahr? Wem hilft es den Sterbenden leiden zu sehen, wem hilft es die Angehörigen leiden zu sehen. Ist, nicht los lassen zu wollen oder zu können, vielleicht doch nicht mehr wie Egoismus?

Ich habe nun schon so viele Verlaufsberichte gelesen, meist aus der Sicht von Angehörigen und ich bin erschrocken und entsetzt, wie oft da auf den Patienten Druck ausgeübt wird noch eine und noch eine Therapie zu machen und der Patient hat nicht mehr die Kraft dagegen zu halten. So leidet der Patient und die Angehörigen und umso größer das Leiden wird umso verbissener wird für noch eine Behandlung gekämpft, denn es darf doch das alles nicht um sonst gewesen sein. Aber am Ende ist es um sonst. Alle verlieren.

Ja, natürlich, wir alle wollen Leben und ja, auch so lange wie möglich, aber eben Leben und nicht Leiden. Für mich jedenfalls hört das Leben, eines das es wert ist gelebt zu werden an dem Punkt auf, an dem das Leiden, eines das kein gutes Ende finden kann anfängt.

Nach dem ersten Schock sollte vielleicht auch im Gespräch mit dem Arzt des Vertrauens, der Familie oder guten Freunden die Situation, die Chancen und die eigene Vorstellung vom Leben besprochen werden und dann der persönlich richtige Weg gegangen werden. Wie der dann auch sein mag und alle sollten nur das Beste für den Patienten tun.

Sich verantwortlich Verhalten ist auch, die Verantwortung nicht auf andere abwälzen. Jeder sollte eine Patienten Verfügung und eine Vorsorge Vollmacht geschrieben haben. Um im Fall der Fälle das eigene Leben weiter in den eigenen Händen zu halten und diese Verantwortung nicht auf in der Situation überforderte und verzweifelte Angehörige abzuwälzen